Tiefschneespaß im Fackelschein

Schneeschuhtour Thüringer Wald mit Stefan Fölsch

Zweimal macht das Plastik klick, dann sitzt der Schuh fest. Zweimal mehr und auch der zweite Schneeschuh ist direkt mit dem Winterschuh verbunden. „Na geht doch ganz einfach“, meint Stefan Fölsch von FUN Oberhof (Fit-Urlaub-Natur) und lacht dabei. Denn während Ungeübte einen kleinen Moment brauchen, um das Prinzip der Schneeschuhe zu verstehen, ist es für den 58-Jährigen ein Kinderspiel. Fast täglich geht er im Winter auf Schneeschuhtour durch den Thüringer Wald und zeigt auf den geführten Fackelwanderungen Touristen und Einheimischen so die Schönheiten abseits von Wanderwegen und Loipen.

 

 

Kaum sitzen die Schneeschuhe, sie sind aus einem kältebeständigen Spezialkunststoff und in zwei Größen erhältlich, gibt Stefan eine kleine Einweisung. Verkehrt machen könne man dabei, sagt er, eigentlich nicht viel: „Einfach vorwärtslaufen und aufpassen, wo man hintritt. Schneeschuhwandern ist ein gelenkschonendes Ganzkörpertraining.“ Der Clou der Schuhe: Sie bieten genügend Auflagefläche, um ganz bequem auch über Tiefschnee laufen zu können und dadurch nicht an den festgetretenen Untergrund der Waldwege gebunden zu sein. Ansonsten braucht es für eine Schneeschuhwanderung nicht viel: Wintergeeignetes Schuhwerk, Handschuhe und wärmende Winter(sport)kleidung reichen für den noch recht neuen Wandertrend.

Kaum hat der umtriebige Tourguide die Einweisung in die korrekte Hand- oder besser Fußhabung der Schuhe gegeben, geht es los. Die ersten Meter der Strecke zeichnen sich vor allem durch ihre beachtliche Geräuschkulisse aus. Laut schrammen die Plastikschuhe über die mit Kies gestreute Straße, oberhalb von Wagners Sporthotel Oberhof, wo die Touren traditionell starten. Ist diese aber überquert, beginnt das, was Stefan „Rausch der Stille“ nennt: das fast lautlose Fortbewegen durch den hohen Schnee des Thüringer Waldes.

Ausblick bis nach Erfurt

Schon nach wenigen Hundert Metern, die Strecke führt auf einen Hochbehälter, bleibt die Gruppe stehen. Die Sicht ist klar und Stefan zeigt in die Ferne. Der Blick nach Norden offenbart eine Bergspitze, „der Brocken“, sagt Local Stefan. Auch die Lichter des gut 60 Kilometer entfernten Flughafens Erfurt-Weimar sind von hieraus zu sehen, in die andere Richtung lugt der Turm des Schneekopf aus dem Wald.

 

 

Seit mehr als zehn Jahren bietet Stefan Schneeschuhwanderungen in der Aktivregion Rennsteig an. Sein Unternehmen FUN Oberhof gibt es seit 20 Jahren in der Aktivregion. Und seit Anbeginn zeigt der erfahrene Stefan seinen Gästen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum mit Angeboten zum Biathlonschießen, Skikursen und Mountainbike-Touren im Sommer wie schön seine Heimat ist. „Um das machen zu können muss man nicht unbedingt schneeverrückt sein, aber es hilft ungemein“, lacht der energiegeladene Guide, während er seinen Rucksack schultert und vom Aussichtspunkt hinabgleitet. Unten angekommen erhält die Hälfte der insgesamt 18 Schneeschuh-Wandernden eine Fackel. Sie leuchten hell, als die Gruppe durch einen schmalen Spalt zwischen zwei Nadelbäumen sich ins Unterholz des Waldes begibt. Hier sind Natur unberührt und Schnee tief. Kurz hinter dem Tannentor verlaufen verschiedene Tierfährten kreuz und quer durcheinander. Stefan bleibt stehen und deutet auf sie, sieht sie sich an und berichtet von der großen Artenvielfalt, die der Thüringer Wald bietet. Rehe und Hirsche dürften die Stelle passiert haben, auch die Spuren eines Wildschweins sind deutlich zu sehen. 

Naturerlebnis Winterwald

„Ich erzähle unterwegs immer mal vom Wald und dem Wild, berichte von Oberhof und wie es sich entwickelt hat.“ Zahlreiche Sportler haben diese Entwicklung geprägt und viele von ihnen, etwa Erik Lesser, Kati Wilhelm oder Frank Ulrich kennt er persönlich; im Thüringer Wald begegne man sich eben schnell. Und auch Stefan selbst ist Teil dieser Entwicklung. Der gebürtige Zella-Mehliser ist Wintersportler aus Leidenschaft und Tourguide aus Überzeugung: „Wir haben hier wirklich viel zu bieten. Die Aktivregion Rennsteig ist im Sommer wie im Winter einen Besuch wert – und auf einer Schneeschuhtour lässt sich sie natürlich noch besser erkunden.“ Nach einiger Zeit erreicht die Gruppe, die Teilnehmer kennen sich alle vom Volleyballtraining und haben schon im vergangenen Winter eine gemeinsame Fackelwanderung gemacht, die Schutzhütte am Dietzel-Geba-Stein. 

 

 

Wo ein hölzernes „R“ auf die direkte Nähe zum Rennsteig hinweist, wird eine Pause eingelegt. Die noch leuchtenden Stümpfe der niedergebrannten Fackeln werden im Kreis in den Schnee gesteckt. Mit sichtlicher Freude zieht Stefan drei große Thermoskannen aus seinem Rucksack. Darin: roter und weißer Glühwein, Tee als alkoholfreie Alternative. Jede seiner Schneeschuhtouren umfasst auch die obligatorische Glühwein- beziehungsweise Tee-Zeit. „Das ist immer eine gute Möglichkeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen und tief im Winterwald einmal eine Pause vom Alltag zu machen“, sagt Stefan, während er bereits neue Fackeln für den Rückweg entzündet. Auf Wunsch der Gäste bietet er zur Wanderpause auch ein Lagerfeuer im Wald an, dann gern auch mit Wurst vom örtlichen Fleischer.

Erneut geht es eine ganze Strecke durch den Tiefschnee. Abgesehen vom leisen Schlurfen der Schneeschuhe und dem eigenen Atem ist es gänzlich still, als die Gruppe sich auf den Weg durch den Wald macht. Mit seinem silbrigen Schein glänzt der Mond hell vom Himmel, lässt den weißen Schnee glitzern und lässt die Fackeln mit ihrem warmen Licht ganz schön klein wirken. Nach anderthalb Stunden erreichen die Schneeschuh-Läufer wieder den Ausgangspunkt am Hotel. Und obwohl Schneeschuhwandern keine besondere Kondition erfordert, ist der Volleyballer sichtlich warm geworden. Der zügige Gang auf den breiten Plastikauflegern ist ungewohnt und verlangt die Mitarbeit vieler unterschiedlicher Muskelgruppen. Schließlich wollen die großen Schritte ausgeglichen werden. „Das war die kleinere Runde“, sagt Stefan und bemisst die Tour durch den Wald auf etwa drei Kilometer. Der größere Rundweg ist etwa doppelt so lang und führt noch tiefer in den Thüringer Wald hinein. 
Am Hotel angekommen klicken die Schneeschuhe noch einmal, währen die Tourengänger sich diese ausziehen und in der eigens entzündeten Feuerschale die verbliebenen Reste ihrer Wachsfackeln versenken. Hier klingt die Tour in gemütlicher Runde bei Stefans Geschichten aus dem Winterwald und einer zweiten Runde Glühwein aus.

 

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