Aktivregion Rennsteig im Thüringer Wald

Werratal-Radweg 

Kultur erradeln

Unberührte Flussauen, pittoreske Fachwerkorte sowie berühmte Residenz- und Kulturstädte reihen sich an diesem Radweg wie an einer Kette auf.

Von den Höhen des Rennsteigs in Neuhaus am Rennweg windet sich der Werratal-Radweg zu Beginn malerisch durch schattige Waldstücke des Thüringer Waldes, bevor sich der idyllische Flusslauf zwischen Rhön und Thüringer Wald dem „Grünen Band“ annimmt. Unberührte Flussauen, pittoreske Fachwerkorte sowie berühmte Residenz- und Kulturstädte reihen sich bis zur hessischen Drei-Flüsse-Stadt Hann. Münden, wo sich die Werra mit der Fulda zur Weser vereint, wie Perlen aneinander. Genussradler mit einer Vorliebe für Natur und Kultur kommen hier vollends auf ihre Kosten. 

Die Werra trennte einst Deutschland in zwei Teile. Heute führt ein herrlicher Radweg durch das ehemalige „Zonenrandgebiet“. Der namensgebende Fluss dieses beliebten deutschen Radfernweges entspringt in zwei Quellen am Fuße des "Rennsteigs", in Siegmundsburg und Fehrenbach. Nach der Abfahrt, vorbei an dem bekannten Dreiherrenstein des Rennsteigs bei Siegmundsburg, hinunter ins "Werratal" wartet mit Hildburghausen bereits die erste ehemalige Residenzstadt, dessen Renaissance-Rathaus einen Abstecher lohnt, auf sich. Bis zur romanische Klosteranlage „Kloster Veßra“, in deren heutigen Fachwerkhäusern und Außenanlage innerhalb des Hennebergischen Museums eine umfassende Ausstellung zur Landtechnik befindet, rollt es sich angenehm dem Flussufer entlang.

Meiningen - blühende Kulturstadt  

Wer Zeit mitbringt, wird diese in Meiningen vergessen! Die liebevoll restaurierte Altstadt kann man die ersten Radkilometer in einem gemütlichen Café Revue passieren lassen oder die Parkanlagen im englischen Stil mit zahlreichen Brunnen und Denkmälern entdecken. Kunst und Kultur bestimmen die Atmosphäre in der über tausendjährigen Residenzstadt. Wer in den Gepäcktaschen etwas Platz für Hemd und Hose hat, dem sei ein Theaterbesuch nahegelegt. Das Theater Meiningen gehört schließlich zu den traditionsreichsten Häusern Deutschlands. Minder handelt es sich um den Ort, an dem das moderne Regietheater erfunden wurde. Neben Schauspiel ist der Spielplan auch reich an Operetten-, Ballett- und Puppentheateraufführungen. Ein Besuch von Schloss Elisabethenburg  darf nicht fehlen, doch irgendwann heißt es Abschied nehmen von Meiningen, schließlich warten weitere 250 km gut ausgebauter Radweg auf die gelockerten Waden. 

Dem Flusslauf folgend, geht es vorbei an Wasungen mit seiner von Wehrmauern umgebenen Fachwerk-Altstadt bis in die Kurstadt Bad Salzungen. Auch hier lässt sich der Sommerabend mit einem Bummel durch die sehenswerte Altstadt ausklingen oder man folgt dem Ruf des Keltenbades mit seiner vitalisierenden Wirkung. Die Sole-Konzentration schwankt je nach Becken, aber schwerelos im Wasser zu treiben, wie im Toten Meer, ist ungemein befreiend. Ein Badeanzug oder eine Badehose sind daher unbedingt im Gepäck mit einzuplanen.   

Sichtlich erholt läuft das Rad nahezu mühelos zwischen den Südhängen des Thüringer Waldes und den beeindruckenden Kuppen der Rhön gen Vacha und schon bald rückt sich der „Monte Kali“ ins Blickfeld, ein eindrucksvolles Sachzeugnisse des Salzbergbaus, über das man sich im Werra-Kalibergbau-Museum näher informieren kann.   

Luther, Bach und Wartburg  

Bis nach Hörschel – hier beginnt bekanntlich der Rennsteig – säumen viele Seen und Naturschutzgebiete den Verlauf der Werra und machen deutlich, dass die Bezeichnung der ehemaligen innerdeutschen Grenze als „Grünes Band“ nicht von ungefähr kommt. Von Hörschel aus gelangt man über den Herkules-Wartburg-Radweg nach Eisenach. Allein die Aussicht auf die majestätisch über der Stadt thronende Wartburg – die erste deutsche Burg der UNESCO-Welterbeliste – lohnt den Abstecher. Der Anstieg über den villenreichen Süden der Stadt ist knackig und ein E-Antrieb von Vorteil, wenn man den Ausstellungen seine volle Aufmerksamkeit schenken mag. Zurück am Fuße der Burg laden Bachhaus und Lutherhaus zu einem ebenso erlebnisreichen Besuch ein. Am besten man übernachtet in einem der zahlreichen Bett+Bike-Hotels.

Mit der Wartburg im Rücken geht es weiter in Richtung mittelalterlicher Dörfer und Städtchen, vorbei an senkrecht aufragenden Kalkklippen und über die steinerne Werrabrücke. Wer die romantischen Gassen der denkmalgeschützten Altstädte von Creuzburg und Treffurt liebt, der schiebt oder lässt das Rad gar für einen Moment stehen. Über Treffurt sind die imposante Burg Normannstein und ihr gegenüber der Heldrastein – König des Werratals - mit dem Turm der Deutschen Einheit, gut sichtbar. Auch die reizvollen Fachwerkorte im hessischen Teil des Werratals überzeugen: Eschwege, Bad Sooden-Allendorf und Witzenhausen. Und so nähert sich das Ziel in Hann. Münden schneller, als einem lieb ist und man stellt sich die Frage, was man wohl auf gleicher Strecke zurück noch Alles entdeckt? Womöglich das Grenzmuseum Schifflersgrund in Asbach-Sickenberg (nahe Bad Sooden-Allendorf) samt Beobachtungsturm und Grenzsicherungsanlagen.  
 

Fazit – Kultur und Natur pur!  

Links und rechts des ehemaligen Grenzflusses herrscht eine schier endlose Vielfalt Natur- und Kulturdenkmälern, die ihresgleichen sucht: blühenden Auen mit einer hohen Artenvielfalt, stolze Burgen, fachwerkreiche Orte und bewegende Geschichte(n). Der gut ausgeschilderte, meist asphaltierte 317 km lange Werratal-Radweg entlang des Flusstals ermöglicht Tourenradfahrern und E-Bikern eine facettenreiche Mehrtagestour ohne große Anstrengungen, die durchaus für die ganze Familie geeignet ist. In Hann. Münden vereinigen sich entsprechend der Flüsse auch die Radwege der Werra und Fulda mit dem der Weser - eine gute Möglichkeit, bis zur Nordsee zu radeln.