Kulturregion Wartburg im Thüringer Wald

Die Bach-Dynastie

Eine thüringische Familiengeschichte

Wo man auch hinschaut in die ehemaligen Residenzen rund um den Thüringer Wald, ein Bach war bestimmt schon da. Denn es ist kein Zufall, dass Johann Sebastian Bach die ersten Jahre seines Lebens in Eisenach, Ohrdruf oder Arnstadt verbrachte. Spätestens seit der Wiederentdeckung der Musik des „Altbachischen Archivs“ in Aufnahmen und Konzerten, u.a. bei den Thüringer Bachwochen, ist bekannt, dass Johann Sebastian Bachs Genie nicht aus dem Nichts erschien. Vielmehr ist seine berührende Musik in eine lange Tradition der weitverzweigten Bachfamilie in Thüringen eingebettet. Als Organisten, Stadtpfeifer, Hofmusiker, Kantoren, Stadtmusikus wirkten sie bereits 100 Jahre vor Bach und waren so hoch angesehen, dass Graf von Schwarzburg-Arnstadt nach dem Tod eines Mitglieds der Bachfamilie fragte

"ob denn kein Bach mehr vorhanden, der sich ümb solch Dienst anmelden wolte. Er solte und müste wieder einen Bachen haben." 

 

 

Quelle: Jens Hentzschel | www.thueringer-bachwochen.de

 

Bachkirche in Arnstadt - © Clemens Bauerfeind

In Johann Sebastian Bachs Geburtsstadt Eisenach besetzten die „Bache“ über 130 Jahre lang das Amt des Organisten. Der talentierteste unter ihnen war Bachs Onkel Johann Christoph (1642-1703), dessen Orgelspiel und Chormusiken der junge Bach bis zu seinem zehnten Lebensjahr in der Georgenkirche erlebte. Seine Motetten sind so kunstvoll komponiert, dass die Nachwelt einige seiner Werke Johann Sebastian Bach zuschrieb. An Bachs Taufstein in der Georgenkirche zu stehen, ist aber auch aus anderen Gründen ein erhebender Moment. Martin Luther predigte über 200 Jahre vor Bach auf seiner Reise nach Worms.  Und genau wie später Johann Sebastian Bach sang er als Knabe jeden Sonntag in der Kurrende. Luthers Geist prägte Bachs protestantische Erziehung und floss in Text und Choralmelodien in seine Kirchenmusik ein. Für das Eisenacher Bachmuseum lohnt es sich viel Zeit einzuplanen. Dort wird neben der hochspannenden Ausstellung zu jeder zweiten Stunde Musik auf historischen Tasteninstrumenten dargeboten.  

 

Bachstammhaus in Wechmar - © Clemens Bauerfeind

Die Wurzeln der Musiker-Dynastie liegen in Wechmar. Johann Sebastian Bach selbst war es, der Lebensdaten und Biografien seiner Vorfahren erforschte und 1735 im „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“ zusammentrug. Sein Ururgroßvater Veit (Vitus) Bach (gest. 1619) und Sohn Hans ließen sich als Bäcker und Musikanten nieder. Im historischen Bach-Stammhaus Wechmar kann man die verschiedenen überlieferten Stammbäume betrachten. Im benachbarten Ohrdruf lebte der zehnjährige Johann Sebastian Bach nach dem Tod seiner Eltern fünf Jahre im Haushalt seines Bruders. Von Johann Christoph erhielt er ersten Klavier-, Orgel- und Generalbassunterricht. Als Kurrende- und Chorsänger trug er zum Lebensunterhalt der Familie bei, erste Orgelchoräle sind aus dieser Zeit bekannt. In Ohrdruf wirkten über 170 Jahre Vertreter der Bach-Familie. In der historischen Kirchturmbibliothek von St. Michaelis gibt es mit Voranmeldung Schätze zu sehen, die eng mit Bachs Ohrdrufer Zeit verbunden sind, und in dem frisch restaurierten Schloss Ehrenstein kann man mit etwas Glück Bachs Schulmatrikel besichtigen.

 

Orgel der Bachkirche in Arnstadt - © Robert Wachholz

 

Bacharchiv in Ohrdruf - © Robert Wachholz

Arnstadt ist an originalen Schauplätzen mit der barocken Bachkirche, der spätromanischen-frühgotischen Liebfrauen-, der geschichtsträchtigen Oberkirche, der Türmerwohnung des Stadtpfeifers Caspar Bach und dem Bachhaus besonders reich.  

Hier trat der junge aufmüpfige Bach seine erste Organisten-Stelle an und eckte mehrmals mit seinen Dienstherren an. Sei es wegen einer Prügelei oder wegen "wunderlicher variationes”. An der restaurierten Wender-Orgel der Bachkirche erklingt an fast jedem Sonntag Bachs Musik. Der originale Spieltisch der Orgel ist neben vielen anderen Ausstellungsstücken in der neu konzipierten Bachausstellung im Arnstädter Schloss zu bewundern. Als Übernachtung sei das liebevoll restaurierte Stadthaus Arnstadt empfohlen, dessen Gastgeber passionierte Bachfans sind und Ihnen sicherlich auch die gegenüberliegende Oberkirche ans Herz legen werden, in der Bachs Vorfahren wirkten.  

Bacharchiv in Ohrdruf - © Robert Wachholz

Im benachbarten Dornheim lohnt der Besuch der Traukirche: hier heiratete Johann Sebastian Bach seine Cousine 2. Grades, Maria Barbara Bach. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor, unter ihnen seine musikbegabtesten Söhne Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel Bach. 

 

 

Lebendig gehalten wird die musikalische Tradition heute an all diesen historischen Bach-Orten durch hochkarätige Veranstaltungsreihen wie den Thüringer Bachwochen, dem MDR Musiksommer, dem Bachfestival Arnstadt, dem Bachfest Eisenach, dem Festival Güldener Herbst, dem Thüringer Orgelsommer, dem Bachfest Ohrdruf/Gotha und vielen weiteren Konzerten im Raum des Thüringer Waldes.

© LEIKA Kommunikation / Ute Lieschke, Johanna Brause

Übernachten und Einkehren in Eisenach

 

Übernachten und Einkehren in Arnstadt

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