Eisenach - Eine Radsportgeschichte

Die Rolle der Automobilproduktion in Eisenach ist bestens bekannt. Die Eisenacher Fahrradgeschichte hingegen läuft bislang eher unter dem Radar, dabei wurden hier um 1900 erfolgreich Räder gebaut. Fast gleichzeitig entwickelte sich mit der Radsportveranstaltung "Rund um die Wartburg" ein überregional bedeutendes Straßenrennen, dass erstmalig 1912 mit 20 Teilnehmern stattfand.

 

 

Anmeldebogen für das Radrennen „Rund um die Wartburg“ (1928) | © Stadtarchiv Eisenach, 31.3.91-021.

Das Radrennen sollte sich zu einer festen Größe im Radsport entwickeln und fand über die Jahre immer mehr Anklang. Unterbrochen vom Ersten Weltkrieg, fand es danach jährlich bis 1935 statt. Ein Jahr sticht heraus: 1928 wurde das Rennen sogar als Vierer-Vereins-Mannschaftsfahren auf einer Distanz von 100 Kilometern durchgeführt. Kurz zuvor - am 9. April 2028 – fand außerdem der „Große Opelpreis“ statt. Der Vorläufer der heutigen Deutschland Tour war zur damaligen Zeit ein angesehenes Etappenrennen, das in der Regel zwischen April bis Oktober ausgetragen wurde. Die damalige Etappe führte von Eisenach ausgehend über Wasungen, Meiningen, Dermbach und Berke. 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das „Rund um die Wartburg“-Rennen erst wieder 1956 aufgenommen. 1966 wurde es sogar als „Internationale Eisenbahnermeisterschaft“ ausgetragen, bis die Tradition schließlich 1969 ein Ende findet.  

 

 

Autogrammkarte von Täve Schur (1959) aus den Chroniken des Straßen-Radsports in Eisenach | © Stadtarchiv Eisenach, 31.3.91-022.

Große Namen

International bekannte Fahrer der DDR wie Gustav-Adolf „Täve“ Schur, der 1958 und 1959 Weltmeister der Amateure wurde, sowie die Internationalen Friedensfahrten 1955 und 1959 für sich entschied. Neben dem neunmaligen „Sportler des Jahres“ in der DDR, gehörte auch ein weiterer Rennradfahrer der zum Kreis der bekannten Rennradfahrer: Bernhard Eckstein. Auch er gewann die Weltmeisterschaften im Straßenrennen der Amateure – 1960 am Sachsenring. 

 

 

Deutschland Tour 2019

Fünfzig Jahre nach dem letzten „Rund um die Wartburg“-Rennen setzt Eisenach wieder ein Zeichen als Radsport-Stadt. Als zweifacher Etappenort der Deutschland Tour 2019 – als Zielort der 3. Etappe und Startort der 4. Etappe – wirbt die Stadt für die Aktivregion Rennsteig. Neben großen Sportlern auf dem Rad, präsentierten sich auch abseits der Strecke herausragende Sportler des Landes innerhalb des umfassenden Rahmenprogramms vor einem begeisterten Publikum. In den TV-Bildern wurde zu dem deutlich, wie sportlich anspruchsvoll die Strecke und grandios die Landschaft am Fuße der Wartburg – einem der bekanntesten Symbole der deutschen Geschichte - sind.

 

 

Heute ist die Runde „Rund um die Wartburg“ aufgrund der Verkehrsentwicklung für Rennradfahrer nicht mehr zu empfehlen. Dafür punktet die Stadt mit einem gut ausgebauten Radwegenetz, von dem auch Rennradfahrer dank des hohen Asphaltanteils profitieren können. Hier bieten sich der Werratal Radweg und die Thüringer Städtekette besonders an. 

Bett+Bike

Kaum ein Ort im Thüringer Wald bietet so eine enorme Dichte an Bett+Bike-Betrieben wie Eisenach. Zum einen sind es die Radfahrer, die sich den Rennsteig Radweg für eine zwei- bis viertägige Befahrung vorgenommen haben, zum anderen die Genussradler. Ihnen bieten sich zahlreiche Sternenfahrten im Umland an, aber auch ein längerer Halt während der Befahrung des Werratal Radweges ist lohnenswert.