Kulturregion Wartburg im Thüringer Wald

Musenhof Meiningen

Theater- und Konzerttradition

Ein von der Musik und dem Theater entflammter Herzog begründet die moderne Orchester- und Theaterkultur Europas

Wie kaum ein anderes Herzogtum entwickelt sich Sachsen-Meinigen im 19. Jahrhundert zum europaweit bekannten Musenhof und Zentrum der Theater und Konzertlandschaft. Ihr Regent, Herzog Georg II., sucht als kunstinteressierter und weitgereister Kosmopolit neue Gestaltungsspielräume vor allem in Theater und Musik. 

Dafür forscht er, kauft Fachliteratur, besucht Museen und tauscht sich mit Literaturhistorikern und Theaterpraktikern aus. Und er zeichnet. Unsummen gibt der Herzog aus und lässt Bühnenbilder, Requisiten und Kostüme anfertigen. Dieses üppig ausgestattete Theater macht Meiningen schon bald zum Mekka für Theaterbegeisterte und zum Exportschlager: zwischen 1874 und 1890 gibt das Ensemble 2.591 Vorstellungen in 36 Gastspielorten des In- und Auslandes. Heute gilt Meiningen als die Wiege des modernen Regietheaters.
 

 

Mit der Meininger Hofkapelle formt sich parallel dazu ein europäisches Eliteorchester, welches die moderne Orchesterspielpraxis begründet und heute zu den ältesten und traditionsreichsten Klangkörpern in Europa zählt. Während Anfang des 18. Jahrhunderts noch Mitglieder der Familie Bach das Orchester leiten und auf Wunsch von Richard Wagner die Hofkapelle den Hauptteil des Festspielorchesters bei den ersten Bayreuther Festspielen stellt, bricht ab 1880 mit dem Antritt Hans von Bülows als Hofkapellmeister eine neue Zeit an. Seite Interpretation, seine Programmideen und die Präzision im Zusammenspiel ermöglichen ein radikal neues Klangerlebnis und verschaffen der Kapelle weitreichenden Ruhm. 

Auch Johannes Brahms war mit der Meininger Hofkapelle und dem Herzogpaar eng verbunden - Uraufführungen seines 2. Klavierkonzerts oder der 3. Sinfonie sowie gemeinsame Konzertreisen und viele private Aufenthalte im Meininger Schloss Elisabethenburg oder auf Schloss Altenstein, der romantischen Sommerresidenz des Meininger Hofes in Bad Liebenstein, zeugen davon.

„Ich war in Meiningen, um […] ein neues Klavierconcert […] probieren zu können. Du mußt Dir vorstellen können, wie ganz eminent seine Leute eingeübt sind, kommt nun Unsereins dazu und musiziert mit ihnen wie ihm ums Herz ist, so weiß ich nicht, wie er es vortrefflicher haben kann.“ 
Brahms an Ferdinand Hiller, Herbst 1881

Das Erbe von Bülows als Hofkapellmeister tritt schließlich kein geringerer an als Max Reger. Der tägliche Umgang mit dem Meininger Klangkörper inspirierte Reger zur Komposition von mehr als 20 Orchesterwerken.

 

Die kulturelle Profilierung des Meininger Hofes zog zahlreiche Persönlichkeiten in die malerische Fachwerkstadt. So auch Ludwig Bechstein: Seine Märchensammlungen waren seinerzeit noch verbreiteter als die Grimm’schen Märchen und sind auch heute noch weit bekannt. Herzog Bernhard II. wurde auf den literarisch begabten Untertanen aufmerksam und ermöglichte ihm Studien der Philosophie, Geschichte, Literatur und Kunst. Anschließend war Bechstein als herzoglicher Bibliothekar und Archivar in Meiningen angestellt und publizierte nicht nur Märchen, sondern auch eine Vielzahl von Gedichten, Erzählungen, Romanen sowie wissenschaftliche Werke. 

Auch Friedrich Schiller suchte im benachbarten Bauerbach Asyl auf seiner Flucht aus Stuttgart bei Henriette von Wolzogen und schrieb dort entflammt für Wolzogens Tochter sein berühmtes Trauerspiel “Kabale und Liebe”. Die heutige Ausstellung im Museum Bauerbach zeigt hochrangige Exponate der Klassik Stiftung Weimar und spürt der Frage nach, wie Schiller zur deutschen Nationalfigur wurde.

Die reiche Kultur-Tradition Meiningens setzt sich heute in zahlreichen hochkarätigen Kulturveranstaltungen fort, die es ganzjährig zu entdecken gilt.

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